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Rainer C. Koppitz



Frage: Warum Krimis?

R.C. Koppitz: Der klassische Krimi spielt vor realem Hintergrund: Glaubwürdige Personen mit glaubwürdigem Charakter in einem glaubwürdigen Milieu. Durch gezielte Überspitzung entwickelt sich die Handlung dann ins kriminelle, bricht das Verbrechen in die uns bekannte Normal-Welt ein. Die Faszination für Leser und Autor liegt darum in drei Faktoren: Erstens das schöne, gruselige Gefühl, jedermanns Alltagswelt könnte irgendwann einmal Risse bekommen. Zweitens ein gewisses Spannungsmoment, das Leser und Autor bei der Stange hält. Und drittens die Möglichkeit, ein Milieu oder Thema auf unterhaltsame Weise zu beleuchten, das sich in anderer Form nicht so leicht transportieren ließe. Bei Machtrausch ist das die Welt der Großkonzerne, der Dschungel der Glaspaläste.

Frage: Was bedeutet deutscher Krimi für Sie?

R.C. Koppitz: Um die Wahrheit zu sagen: Nicht viel, denn die meisten deutschen Krimis sind sehr "bemüht", unterliegen oftmals dem Reiz, nicht Handlung und Dialoge sprechen zu lassen, sondern den auktorialen Erzähler "übererklärend" auftreten zu lassen. (Auch Machtrausch unterliegt stellenweise dieser Gefahr.) Gottseidank gibt es aber auch ausgezeichnete deutschsprachige Krimis wie die diversen Dürrenmatt-Werke oder die Hültner-Krimis.

Frage: Wer ist überschätzt?

R.C. Koppitz: Vom Publikum überschätzt: Die Flut der skandinavischen Krimis. Die amerikanischen Serienkrimis. Strickmuster und Tonfall sind allzu austauschbar.
Von Kritikern überschätzt: Highsmith, Simenon.

Frage: Wer ist unterschätzt?

R.C. Koppitz: Die gesamte Gattung des Krimis, was man schon an Ihrer nächsten Frage sieht.

Frage: Krimi – eine Literaturgattung?

R.C. Koppitz: Welch eine Frage!

Frage: Wie sind Sie zum Krimi gekommen?

R.C. Koppitz: Der Krimi ist vermutlich jene Literaturform (nebst der klassischen Ballade und dem Haiku ...), bei dem sich der Autor am meisten Gedanken über eine wirkungsvolle und schlüssige Gesamtkomposition machen muss. Es hat mich gereizt, das hinzubekommen und mit einem Thema zu verheiraten, das mich fasziniert.

Frage: Ihre Lieblingstatwaffe?

R.C. Koppitz: Auf dem Schachbrett und (manchmal) beruflich: Nicht auf den ersten Blick durchschaubare Schachzüge. Im restlichen Leben: Humor.

Frage: Mord – muss das sein?

R.C. Koppitz: Theoretisch lässt sich auch ein spannender Krimi schreiben, in dem das Hauptverbrechen im Fälschen der Unterschrift auf einer Quittung besteht. Eine derartige Verfehlung eignet sich jedoch nur bedingt, um die Hauptpersonen aus der Reserve zu locken und der Handlung den krimitypischen Vorwärtsdrang mitzugeben. Mord ist das ultimative und unumkehrbare Verbrechen. Hier wird ein Leben nicht nur verändert, sondern beendet. Daraus speist sich die literarische Wirkung eines vom Autor gezielt eingesetzten Mordes. Wird zuviel oder zu spektakulär gemordet, entfernt sich das Geschehen also zu weit von Realität, so stumpft der Leser rasch ab.

Frage: Warum schreiben Sie?

R.C. Koppitz: Schreiben ist eine Daseinsform. Für mich die schönste.

Frage: Bilden Sie in Ihren Kriminalromanen die Gegenwart ab?

R.C. Koppitz: Ja. Nicht wortwörtlich, sondern in der Form eines erzählerischen Gesamtgemäldes, in dem Strömungen und Zusammenhänge besser sichtbar werden als in der Tageszeitung oder der Fernsehreportage.

Frage: Wo würden Sie Ihr "Setting" wählen?

R.C. Koppitz: In der Gegenwart und in einer Umgebung, die ich aus eigener Anschauung kenne und verstehe. Nicht jeder sollte wie Karl May über den Wilden Westen schreiben, ohne je da gewesen zu sein.

Frage: Welche Bedeutung hat für Sie Essen und Trinken?

R.C. Koppitz: Eine sehr große. Beides ist Kultur, wenn gleich in Deutschland als solches traditionell nicht so verankert wie in Frankreich und Italien.

Frage: Sex im Krimi?

R.C. Koppitz: Selbst im prüdesten, viktorianischen Krimi spielt Sex eine Rolle, wenn auch nur angedeutet – hier kann/darf sich der Leser seine eigenen Bilder im Kopf malen. Leidenschaft, Eifersucht, Begierde sind eines der klassischen Motive für Verbrechen. In der heutigen Zeit wäre es albern, um den Sex herumzureden. Lieber ihn wirkungsvoll einbauen und als spannungsverstärkendes Element nutzen.

Frage: Wenn ja, warum?

R.C. Koppitz: s.o.

Frage: Wenn nein, warum?

– – –

Frage: Gibt es einen "Frauenkrimi"?

R.C. Koppitz: Es gibt zahlreiche Krimis, die zumindest eine besondere Faszination auf Frauen ausüben. Zum Beispiel jene Krimis, in denen Frauen mittels Mord Rache an der Männerwelt für erlittene Demütigungen und Kränkungen nehmen. Oder die klassischen Serienmord-Krimis, bei denen sich Frauen beim Hineinversetzen in die weiblichen Opfer zum Gruseln bringen. Mit beiden Archetypen können männliche Leser nicht sehr viel anfangen.

Frage: Für wen schreiben Sie?

R.C. Koppitz: Für jeden Leser, der Lust auf spannende Kost hat und neugierig ist auf das Treiben in den höheren Etagen unserer Wirtschaftswelt.

Frage: Plotentwicklung – Ihr erster Gedanke?

R.C. Koppitz: Eine Grundidee (bei Machtrausch: "Was würden ein paar ehrgeizige Jung-Manager tun, wenn sie einen ganzen Konzern still und leise übernehmen wollten?"), um die herum sich dann im Kopf eine ganze Welt entwickelt (z.B. der Schuegraf Konzern und der gesamte Mikrokosmos aus Angestellten und Unternehmensberatern).

Frage: Machen Sie sich Notizen und wo kommen Ihre Ideen her?

R.C. Koppitz: Mache mir keine Notizen zu Ideen. Höchstens um Fakten bei der Recherche festzuhalten. Die Ideen kommen aus der Realität – muss nur wenig dazu erfinden ...

Frage: Wo schreiben Sie?

R.C. Koppitz: In den Geschäftsräumen meiner Frau, im Campingurlaub am See, im Wohnzimmer. Jedenfalls immer am Notebook.

Frage: Hindert der PC Sie am Schreiben?

R.C. Koppitz: Hindert einen die Zahnbürste am Zähneputzen?

Frage: Ihr Lieblingsbuch als Kind?

R.C. Koppitz: Alle Abenteuergeschichten von Enid Blyton. Etwas später dann alle Agatha Christies.

Frage: Ihr Lieblingsbuch heute?

R.C. Koppitz: Graham Greene: Monsignore Quijote

Frage: Ihre Lieblings-Krimiautorin / Ihr Lieblings-Krimiautor?

R.C. Koppitz: Charles Willeford mit den Hoke-Moseley-Krimis. Unerreicht.

Frage: Ihr Lieblingsfilm?

R.C. Koppitz: Clockwise (mit John Cleese) und Blues Brothers.

Frage: Ihr Lieblingsgetränk?

R.C. Koppitz: Eine gute Flasche spannender Wein abends mit meiner Frau.

Frage: Kochen Sie?

R.C. Koppitz: Sehr gerne. Zum Beispiel Rinderrouladen. Oder Coq au vin. Das männlichste aller Kochvergnügen, das Grillen auf dem Holzkohlegrill, ist natürlich mein Favorit.

Frage: Gehen Sie essen, und wenn ja, wo?

R.C. Koppitz: Keine Bistroküche, sondern gute bayerische Küche (Braunauer Hof in München), Sushi (Sushi Cent in München) oder italienisch (Osteria San Michele in München) oder nach Glonn (Hermannsdorfer, wo das Fleisch glücklicher Kühe und ein Spitzenkoch ihre jeweiligen Vorzüge kombinieren).

Frage: Was ist Ihr Lieblingskleidungsstück?

R.C. Koppitz: Mein Schlafanzug.

Frage: Fußball – ist das ein Thema für Sie?

R.C. Koppitz: Nö.

Frage: Frauen/Männer – ist das wichtig für Sie?

R.C. Koppitz: Es gibt da ein paar Unterschiede zwischen beiden Geschlechtern, die dem Miteinander die nötige Würze geben. Keine Details.

Frage: Ihre Lieblingsstadt in Deutschland?
R.C. Koppitz: München ist natürlich unüberbietbar. Aber ich liebe idyllische Kleinstädte wie Traunstein und Bamberg.

Frage: Ihr Lieblingsland?

R.C. Koppitz: Bayern. Darüber hinaus: Italien fürs Essen & Trinken, Malediven zum Tauchen und (in ein paar Jahren) Irland zum Leben.

Frage: Was lieben Sie?

R.C. Koppitz: Herausforderungen im Beruf und die schönen Dinge des Lebens (wozu auch meine Frau zählt).

Frage: Was verabscheuen Sie?

R.C. Koppitz: Selbstüberschätzung. Und Weinerlichkeit. Und Menschen, die möglichst billig ein koreanisches Auto-Schnäppchen kaufen und dann Lafontaine/Gysi wählen, weil der Arbeitsplatz ihres Nachbarn bei Opel gefährdet ist.

Frage: Beste Schulnote – worin?

R.C. Koppitz: Eins. In Wirtschaft/Recht und Deutsch (jeweils im Abi).

Frage: Schlechteste Schulnote – worin & warum?

R.C. Koppitz: Vier. In Französisch, weil ich dachte, das Lesen eines Tintin-Heftes (= Tim und Struppi in Frankreich) am Vorabend würde als Vorbereitung ausreichen ...

Frage: Ihr Traumberuf?

R.C. Koppitz: Schriftsteller.

Frage: Haben Sie eine Ahnung, warum Sie diesen Fragebogen beantwortet haben?

R.C. Koppitz: Kann bei höflichen Anfragen nur schwer Nein sagen ...


Rainer C. Koppitz
Geboren am 28.04.1968 in München. Abitur in Neubiberg, Industriekaufmann, Corporate University bei großem Industriekonzern.

Rainer C. Koppitz war in Führungspositionen bei IT- und Telekommunikationsunternehmen tätig, wechselte dann als Partner in eine Consulting-Firma und arbeitet heute im Management eines Münchner High-Tech-Unternehmens. Koppitz ist verheiratet und lebt mit Frau und Tochter in München.

Mit seinem Debütkrimi "Machtrausch" (2005, Gmeiner Verlag) ist ihm ein "kompetenter Wirtschaftsthriller" (Thomas Wörtche) gelungen, der ganz offensichtlich auf den Berufserfahrungen des Autors basiert. Gelobt von Thomas Wörtche, "Europolitan.de", "Krimi-Forum", "berlinkriminell", "criminalis-Magazin", "Das Syndikat", dem Berliner "Tagesspiegel" sowie zahlreichen Leser-Rezensionen bei Amazon aber auch bemäkelt von Ulrich Noller (StadtRevue Köln & Deutsche Welle). Also bleibt nur eins – selber lesen, um sich ein Urteil bilden zu können.

Homepage: – – –

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Die Kriminalromane:
2005, Machtrausch. Wirtschaftskrimi. Gmeiner Verlag

Die Krimikurzgeschichten.
R.C. Koppitz: Diverse. Bisher keinen Drang zur Veröffentlichung verspürt.

Stand: September 2005
© Gisela Lehmer-Kerkloh & Thomas Przybilka

Alle Titel und natürlich jedes andere lieferbare Buch können und sollten Sie bei Missing Link in Bonn bestellen, einer Buchhandlung, die sich auf Sekundärliteratur zum Krimi, auf Kriminalliteratur und auch auf die Beschaffung ausländischer Literatur spezialisiert hat.
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Zweigniederlassung Bonn
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Buschstr. 14
53113 Bonn
Fax: 0228 – 24 21 385
Tel: 0228 – 24 21 383
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Die Befragenden:

Gisela Lehmer-Kerkloh rezensiert Kriminalliteratur. Sie ist Mitglied bei den Sisters in Crime, bei der GVM (Genootschap van Vlaamse Misdaadauteurs), sowie Amiga im Syndikat.
Bei den Alligatorpapieren veröffentlicht sie regelmäßig ihren "Krimi-Kurier" Letzte Buchveröffentlichung:
Siggi Baumeister oder: Eine Verfolgung quer durch die Eifel. Die Eifelkrimis des Jacques Berndorf.
84 S., 2001; EUR 10,50
NordPark Verlag

Thomas Przybilka verdient seinen Lebensunterhalt als Buchhändler. Er ist langjähriges Mitglied der "Autorengruppe Deutschsprachige Kriminalliteratur Das Syndikat". 1989 baute er das international bekannte "Bonner Krimi Archiv (Sekundärliteratur)" [BOKAS] auf. Bei den Alligatorpapieren veröffentlicht er regelmäßig seine "Krimi-Tipps zur Sekundärliteratur zum Krimi." Zahlreiche Publikationen zur Kriminalliteratur in Fachanthologien und -magazinen im In- und Ausland. Kriminalgeschichten in Deutschland, Bulgarien und Spanien. Letzte Buchveröffentlichung:
Siggi Baumeister oder: Eine Verfolgung quer durch die Eifel. Die Eifelkrimis des Jacques Berndorf.
84 S., 2001; EUR 10,50
NordPark Verlag


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